Die Micro-Jets der Gebrüder Pröll

Die Prölls, wie sie in der Szene genannt werden, haben schon immer für Aufsehen gesorgt.
Man erinnere sich nur an ihre Versuche mit Nachbrennern im Modelltriebwerk. Jetzt bringen sie Plastikmodelle zum Fliegen. Hermann Wieking hat sie besucht und berichtet, ob und wie das funktioniert.

Kennengelernt habe ich Michael und Thomas Pröll auf einer der Jet-Meeting-Veranstaltungen 2005 auf dem Fliegerhorst Ahlhorn. Damals war ihr Vater Manfred noch dabei. Europaweit bekannt wurde das Pröll-Team dadurch, dass man sich mit dem Eigenbau von Turbinen für den Modellflug befasste. Im Lauf der Jahre wurden 26 Turbinen gebaut und zum Laufen gebracht – und das perfekt. Jedoch ging die Entwicklung weiter; man gab sich mit dem Erreichten nicht zufrieden und begann mit der Konstruktion von einem Nachbrennersystem für die Turbinen. »Es war ein dornenreicher Weg, bis die erste Turbine mit einem Nachbrenner funktionierte«, so Michael. Dennoch hat es geklappt und das Team Pröll stellte 2005 beim Jet-Meeting auf dem Fliegerhorst Ahlhorn die erste Turbine mit einem funktionsfähigen Nachbrenner der Öffentlichkeit vor. Auch unvergessen: 2007 beim letzten Jet-Meeting auf dem Fliegerhorst mit über 22.000 Zuschauern waren sie mit ihrer großen Dassault »Mirage 2000« im Nachbaumaßstab 1:3,75, angetrieben von einer Eigenbau-Turbine mit einer Schubleistung von 200 N, dabei. 

Bis heute ist man der Jet-Fliegerei treu geblieben. Es folgten immer neue Jetmodelle, für die die Antriebe im Eigenbau erstellt wurden. Auf unzähligen Veranstaltungen wurden die Jets dann im Flug präsentiert. Hinzu kamen dann im Lauf der Jahre Jets mit EDF-Antrieben, wie beispielsweise eine Aermacchi MB-339, die bei Veranstaltungen in Formation mit einer baugleichen Aermacchi MB-339 mit Turbinenantrieb vorgeflogen wurde. Unter anderem zeigten Michael und Thomas damit eine perfekte Vorführung beim EDF-Freundschaftsfliegen des MFC Blankenburg, über das ich in JetPower 5/23 berichtet habe. Dort traf ich Michael und Thomas auch nach einigen Jahren wieder. Mit dabei hatten die beiden neben ihren MB-339 auch ein Micro-Modell des Bombers »AVRO Vulcan«. Sauber in einer eigens dafür angefertigten Transportbox präsentierten sie diesen und erregten damit sofort Aufsehen.

»Schönes Plastikmodell«, so einige Kommentare aus dem umstehenden Pilotenkreis. »Plastikmodell? Das Modell ist ein voll flugfähiges Modell – aus CfK gefertigt.«, entgegnete Michael. Ungläubiges Rau-nen ging durch die Menge, als Michael den Vulcan Bomber der Transportbox nahm und ihn für den Flug vorbereitete. Der LiPo-Akku wurde eingesetzt und der Micro-Vulcan-Bomber ist startklar. Die beiden Micro Impeller mit 22 mm Durchmesser laufen erstaunlich leise; ein kleiner Schubs und aus der Hand ging es in die Luft. Sauber folgte der Bomber den Steuereingaben und nahm Fahrt auf. Wer das Flugbild des Originals kennt, der konnte nur begeistert über das sein, was sich da in der Luft abspielte. Nach ca. 4 Minuten schwebte der Bomber zur Landung rein und Michael hatte alle Skeptiker eines Besseren belehrt. Ja! Ein Voll-CfK-Jet, abgeformt von einem Plastikmodellbausatz, ist durchaus flugfähig – und das recht problemlos. 

Ich war neugierig, wie so ein Micro-Jet-Modell entsteht und welche Modelle die Prölls noch in der Flotte haben. Also bin ich nach Achim bei Bremen gereist und habe mit den Beiden einen sehr interessanten Tag erlebt. Vor einigen Jahren fing alles an, als sich Michael und Thomas die Fragen stellten: »Wie bekommen wir ein Plastikmodell zum Fliegen?«, »Wie kann man Plastikmodelle abformen?«, »Wie lässt sich der Aufbau des Modells in Voll-CfK Bauweise gestalten?«, »Gibt es fertige Micro-Impeller und Motoren oder sind diese selbst zu erstellen?«, »Gibt es am Markt eine passende Micro-Elektronik?« Zunächst mussten all diese und noch viele weiter Fragen beantwortet werden. Und so haben sich die Brüder bei der Entwicklung der Micro-Jets die Aufgaben geteilt. Michael ist für das Abformen und den Bau der Jets zuständig und Thomas sorgt für die Antriebssysteme. 

Modellauswahl

Man kam zu dem Schluss, dass es funktionieren müsste. Und so machte man sich auf die Suche nach einem geeigneten Versuchsobjekt. Je nach Größe der EDF-Modelle für Impeller mit 22 bis 32 mm Durchmesser kommen Plastikmodelle im Nachbaumaßstab 1:32; 1:48 und 1:72 in Frage. Die Modelle müssen abformbar sein. Das heißt, sie dürfen keine Hinterschnitte aufweisen, damit sie später problemlos der Form entnommen werden können. Ein weiteres Auswahlkriterium ist die Anzahl der anzufertigenden Formen, die für den Aufbau des Modells erforderlich sind. Im der Planungsphase im Vorfeld wird dann festgelegt, ob eine zwei- oder vierteilige Form erforderlich ist. Das Micro-Modell der McDonnell Douglas F-15 zum Beispiel hat eine zweiteilige Rumpfform. Formen für die Leitwerke, Kabinenhaube und ggf. für Lufteinläufe oder Schubrohre sind je nach Modellaufbau separat zu erstellen. Grundsätzlich gilt für alles Material zum Aufbau eines Micro-Jets und alle Einbauelemente, dass diese …


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JetPower 1/2024.

 

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