Die JetCat-Geschichte

Bei meinem Besuch in der neuen JetCat-Produktionsstätte sprach ich mit Markus Zipperer über die bemerkenswerte Erfolgsgeschichte der Firma.

Winnie: Hallo Markus, ich erinnere mich noch gut daran: Als ich meine erste P80 bei euch abholte, saß Andi Maier in einer Ecke der Firma CAT (Herstellung von Geräten für den Laborbedarf, gegründet 1976 von Manfred Zipperer) an einem Schreibtisch und schraubte Turbinen zusammen. Wenn ich heute hier im neuen Gebäude mit dir bin, ist das eine Erfolgsgeschichte, ohne die die Jet-Modellfliegerei in ihrer heutigen Form nicht existieren würde. Erzähl unseren Lesern bitte diese Geschichte.

Markus: Die Geschichte begann nach meiner Erinnerung 1990/1991, als Horst Lenerz, Andi Maier und ich im Bus unterwegs zu einem befreundeten Verein waren. Da kam die Idee auf, eine große Turbine in klein zu bauen. Horst erzählte von Kurt Schreckling, der als Erster eine kleine Turbine zum Laufen gebracht hatte. Das war unsere Initialzündung. Wir beschlossen, eine Turbine zu entwickeln, die mit einem Knopfdruck am Sender vollautomatisch startet. Die meisten benötigten damals drei Leute (Pressluft, Feuerlöscher und Speed-Controller), um eine Turbine in Gang zu setzen. Ich habe Bücher über Thermodynamik und ähnliche Themen gekauft und Simulationen geschrieben, um zu sehen, ob das physikalisch überhaupt machbar ist. Schnell wurde klar, dass es vom thermodynamischen Kreisprozess her funktioniert. Technisch gab es jedoch zwei kritische Punkte: die hohen Drehzahlen und die Nähe des heißen Turbinenrades zum hinteren Kugellager. Wir begannen, nach den Ideen von Kurt Schreckling an einem Triebwerk zu schrauben. In der Zwischenzeit kamen andere Turbinen auf den Markt, wie z.B. die JPX, die mit Propangas lief und über ein Nadelventil gesteuert wurde, und die Sophia-Turbine aus Japan, die aber nur einen Fahrtregler und keine Steuerung hatte. Weil wir mit unserer Turbine nicht weiterkamen, haben wir die von uns entwickelte ECU für die Sophia-Turbine angepasst, was gut funktionierte. Damit war ein fast autonomer Start möglich. Andreas Gietz verkaufte die Sophia-Turbine erfolgreich, und wir verkauften später die ECU auch an JPX. Unser Ziel war aber immer noch der Start auf Knopfdruck. Nach verschiedenen Lösungsansätzen fanden wir die heute weit verbreitete Bendix-Kupplung, für die wir ein deutsches Gebrauchsmuster angemeldet und ein US-Patent erhalten haben. Damit war das Prinzip, ein Triebwerk elektrisch zu starten, gelöst. Das andere Problem, das noch gelöst werden musste, waren die Kugellager. Anfangs verwendeten wir Stahllager, die überhaupt nicht funktionierten. Danach setzten wir Hybridlager mit Keramikkugeln ein, aber jenseits der 80.000 bis 90.000 Umdrehungen flogen uns systematisch die Käfige um die Ohren. 

Wir haben nächtelang nach einer Lösung gesucht, bis irgendwann spät nachts aus schierer Verzweiflung der Vorschlag kam, das Teil, das immer kaputt ging, einfach wegzulassen. Wir haben uns nur angeschaut, und Andi hat dann direkt ein Lager auseinandergebaut, den Käfig weggelassen und eine Kugel mehr reingebaut. Und siehe da, das war die Lösung und der Durchbruch. Das Witzige war, dass namhafte Kugellagerfirmen sich an den Kopf gefasst haben, als wir anfragten, ob sie für uns Lager ohne Käfig bauen könnten. Sie schüttelten nur den Kopf und weigerten sich, uns so einen Quatsch zu liefern. Dann haben wir uns die Lager aus mehreren gelieferten normalen Lagern eben selbst gebaut. Irgendwann war aber die Nachfrage, auch durch die große Selbstbauszene, so groß, dass diese …


Das ganze Gespräch lesen Sie in der
JetPower 5/2024.

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