Das elegante Convair-Delta war zu ihrer Zeit der Standardabfangjäger der USAF und wurde von ihren Piloten als »Cadillac der Lüfte« bezeichnet. So einen Titel muss man sich erstmal verdienen. Bei den Piloten war die F-106 äußerst beliebt, bei Modellbauern auch. Man schätzt diese Deltas als stabile Flugmodelle. Norbert Trost von der Firma Laser und Frässervice Trost hat mit seinem Team schon etliche gebaut und geflogen. »Da fehlt aber immer noch die Delta Dart, das ist doch ein superscharfer Flieger mit äußerst interessanter Geschichte. Und recht einfach aufzubauen.« Das Delta war auf der Basis eines amerikanischen Plans im Computer schnell gezeichnet und die ersten Laser- und Frästeile gefertigt.
Mit dem Original ging es nicht so schnell voran. Bereits 1949 wurde ein US-Entwicklungsprojekt mit dem Titel »Interceptor 1954« ins Leben gerufen. Ein überschallschneller Allwetterabfangjäger mit reiner Raketenbewaffnung sollte spätestens im Jahr 1954 einsatzbereit sein. Die Bestellung für die Elektronikausrüstung ging 1950 an Hughes. Am 11. September 1951 vergab die Air Force den Auftrag MX-1554 für die Flugzeugplattform an Convair mit deren Entwurf XF-102. Er basiert auf deutschen Forschungen aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Testträger XP-92A von Deltaflügelpionier Alexander Lippisch. Der Erstflug letzterer Maschine fand bereits am 18. September 1948 statt. Die XP-92A diente noch bis 1953 zu Forschungszwecken, die dem geplanten neuen Deltajäger sehr zugute kamen.
Eine erste Serienversion der F-102A war zunächst nur als Zwischenlösung bis zur Serienreife einer verbesserten Variante mit der Bezeichnung F-102B gedacht, aus der später die F-106 Delta Dart werden sollte. Ein wesentliches Merkmal in der Fortentwicklung der Maschine war die Anwendung der Flächenregel für den Rumpfquerschnitt. Im Bereich des schallnahen und des Überschallflugs ist der Widerstand eines Flugzeugs stark von dessen Querschnittsverteilung abhängig. Daher wurde der Rumpf mit einer Einschnürung im Bereich der Tragflächen versehen, um so den Luftwiderstand zu reduzieren.
Am 20. Dezember 1954 hob der erste von vier YF-102A Prototypen ab. Problemlos wurde eine Geschwindigkeit von Mach 1.2 erreicht. Die erste Serienmaschine folgte nur sechs Monate später. Bis Ende 1957 wurden weitere Änderungen in den Serienmaschinen durchgeführt. Markant waren dabei das deutlich vergrößerte Seitenleitwerk zur Verbesserung der Richtungsstabilität und die heruntergezogenen Flächenspitzen zur Widerstandsminimierung. Bei der Weiterentwicklung F-106A wurden jedoch kaum Komponenten von der F-102 übernommen; Rumpf und Tragwerk wurden im Grunde genommen neu konstruiert. Es wurde ein neues Pratt & Whitney-J75-Triebwerk eingebaut, das ca. 50 Prozent mehr Schub lieferte als das J57 der F-102. Die wesentliche Neuerung war aber das nun endlich verfügbare Feuerleitsystem Hughes MA-1. Es war das Kernelement der F-106 und konnte vom bodengestützten Verteidigungssystem SAGE (Semi Automatic Ground Environment) gelenkt werden.
Dieser erste in Serie gebaute digitale Bordcomputer verarbeitete dabei die übermittelten Signale der Bodenstation. Das MA-1 konnte so die Delta Dart schon unmittelbar nach dem Abheben direkt zum Ziel fliegen. Wenn das Bordradar das Ziel erfasst hatte, wurde die vom Piloten gewählte Bewaffnung zum optimalen Zeitpunkt abgefeuert. Unmittelbar danach suchte das System nach neuen Zielen oder führte das Flugzeug zum Stützpunkt zurück. Die erste F-106A (56-0451) startete am 26. Dezember 1956 mit Richard Johnson am Steuer auf der Edwards Air Force Base zum Erstflug. Sie unterschied sich äußerlich nicht von der späteren Serienausführung, verfügte aber noch nicht über das Feuerleitsystem. Der zweite Prototyp flog erstmals am 26. Februar 1957. Die Flugerprobung in Edwards dauerte die bis …